Am Montagabend, dem 19.7.2021, wurde das Hilfeleistungskontingent Stadt und Landkreis Aschaffenburg mit 186 Einsatzkräften und ca. 50 Fahrzeugen alarmiert. Die Regierung von Unterfranken stellte ein großes bayrisches Kontingent aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg, Landkreis Miltenberg und zusätzlich noch Stadt und Landkreis Bayreuth aus Oberfranken zusammen. Die „Logistik-Einheit“ des Landkreises ist ein Teil des Hilfeleistungskontingents Aschaffenburg, die sowohl für Treibstoffversorgung und Materialerhaltung zuständig ist als auch für Unterkunft und Verpflegung der eingesetzten Kräfte sorgt. Auch ein Sanitätsdienst mit Rettungswagen gehört zur Logistik-Einheit. Organisiert wird das ganze vom Feuerwehrhaus Hohl aus. Die Feuerwehren Gunzenbach, Reichenbach und Rothengrund unterstützen bei den Vorbereitungen und stellen ebenfalls Personal ab.
Als die Alarmierung für das Hilfeleistungskontingent gegen 19 Uhr bei den Feuerwehren im Hutzelgrund einging, begannen die Vorbereitungen für den Einsatz. Es wurden alle notwendigen Materialien und Arbeitsgeräte organisiert und bereitgestellt, die LKWs von Hohl, Hösbach und Kahl sowie die 2 Abrollbehälter, welche von der Feuerwehr Karlstein transportiert wurden, entsprechend beladen sowie die Marschverpflegung in Form von 500 belegten Brötchen und Kaffee für die 186 eingesetzten Kräfte zubereitet und verpackt. Dies dauerte bis ungefähr kurz nach 24 Uhr. Gleichzeitig wurden auch die Feuerwehren Daxberg, Königshofen und Schimborn alarmiert, die mit ihren Spezialfahrzeugen Bestandteil des Spezialkontingents „Hochwasser/Pumpen“ sind. Die Feuerwehr Königshofen unterstützt mit ihrem Rüstwagen die Logistikkomponente bzw. konnte in diesem Fall auch viel vor Ort mit Werkzeug und verschiedensten Materialien helfen. Das Löschfahrzeug Katastrophenschutz der FF Daxberg ist speziell mit zusätzlichen Schläuchen und Pumpen ausgerüstet und der LKW der FF Schimborn mit dem staatseigenen Hochwassermodul führt zahlreiche Schmutzwasserpumpen und Schlauchmaterial, sowie Notstromaggregate und Beleuchtungsgeräte mit. Insgesamt waren aus dem Markt Mömbris 39 Feuerwehrfrauen und -männer im Einsatz (FF Daxberg 9 Feuerwehrdienstleistende, Gunzenbach 7, Hohl 7, Königshofen 3, Reichenbach 3 und Schimborn 10).
Treffpunkt für den Abmarsch nach Ahrweiler war um 6:30 Uhr an der Autobahnmeisterei in Hösbach. Dort begrüßte KBI Frank Wissel die Kameradinnen und Kameraden und informierte über die bevorstehende Lage. Landrat Alexander Legler sowie Oberbürgermeister Jürgen Herzing verabschiedeten ebenfalls die Truppe und gaben ihnen die besten Wünsche mit auf den Weg.
In Rheinland-Pfalz angekommen, konnten die Einheiten ihr Lager auf dem ehemaligen Kasernen-Flugplatz in Mendig aufbauen, der ca. 35 km von Ahrweiler entfernt ist. Das Gelände hatte keine funktionierende Strom- und Trinkwasserversorgung. Es wurden die Verpflegungszelte, die Feldküchen sowie die Hygieneeinrichtungen aufgebaut. Bis zum Abend war die Strom- und Wasserversorgung für das Lager hergestellt. Das Hilfeleistungskontingent ist so ausgelegt, dass eine autarke Versorgung über 72 Stunden – ohne vorhandene Infrastruktur vor Ort – gewährleistet werden kann. Nach einer kurzen Stärkung durch die Feldküche begannen die Erkundungen, wo die Einsatzkräfte entsprechend im Katastrophengebiet eingesetzt werden können. Die Führungskräfte fanden vor Ort ein unbeschreibliches Bild der Verwüstung vor. Egal wo, überall wurde dringend Hilfe benötigt.
Am Nachmittag begaben sich die Einsatzkräfte in die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier erhielten sie zwei Straßenzüge zur Unterstützung der Anwohner zugewiesen. Die Zerstörungswucht der Flut hatte hier Häuser bis zum ersten Stock und teilweise darüber hinaus in Mitleidenschaft gezogen. Zerborstene Scheiben, vollgelaufene Keller, Berge von Sperrmüll, Schlamm auf den Straßen und zerstörte Häuser deuteten auf die verheerenden Folgen der Sturzflut hin. Ebenso war das Einsatzgebiet geprägt von ausgeschwemmten Straßen, eingestürzten Brücken und völlig zerbeulten Fahrzeugen. Die Strom-, Gas- und Wasserversorgung war ebenfalls komplett zerstört. Die Einsatzkräfte haben Abläufe freigeräumt, die Straße von Wasser und zum Teil bis zu 50 cm dickem Schlamm befreit, Keller ausgepumpt und trockengelegt und die Wände der Wohnungen – teilweise mit Wasser aus der Ahr - grob gereinigt. Am Ende eines jeden Tages gab es ein von der Feldküche zubereitetes köstliches Essen – getreu dem Motto „ohne Mampf kein Kampf“. Hier wurden ca. 500 Personen aus den drei fränkischen Kontingenten (AB Stadt und Kreis, Miltenberg und Bayreuth) durch das 22-köpfige Team versorgt. Ebenso wichtig war die Materialerhaltung. Das Team war unermüdlich mit Reparaturen und der Kraftstoffversorgung beschäftigt. Erschöpft fielen die Einsatzkräfte mam Abend in ihre Feldbetten, um nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen wieder gestärkt ins Einsatzgebiet abzurücken.
Vor allem das Untergeschoss einer Schule beschäftigte die Einsatzkräfte über längere Zeit. Der Keller der Bildungseinrichtung mit einer Größe von ca. 1.600 m² stand teilweise bis zu drei Meter unter Wasser und musste ausgepumpt werden. Bevor die Tätigkeiten der Feuerwehr beginnen konnten, begutachtete ein Fachberater das Gebäude und bewertete die Einsturzgefahr. Weitere Kräfte beseitigten Schutt und Sperrmüll aus den Straßen, die zum Teil kaum noch befahrbar waren. Eine Vielzahl freiwilliger Spontanhelfer haben die Feuerwehren tatkräftig vor Ort unterstützt. Neben den Aufräumarbeiten stellten die Feuerwehrleute die Versorgung der Bevölkerung mit Trink- und Brauchwasser sicher.
Am Samstag, dem 24.7.2021, wurde das Lager wieder abgebaut, mit Unterstützung durch unseren Landrat Dr. Alexander Legler, der sich für keine Arbeit zu schade war. Das Hilfeleistungskontingent begab sich gegen 9 Uhr in Richtung Heimat und traf wohlbehalten auf dem Volksfestplatz in Aschaffenburg ein, wo die Einsatzkräfte herzlich empfangen wurden und sich im Anschluss alle einem Corona-Schnell- und PCR-Test unterzogen. Als kleines Dankeschön erhielt jede Einsatzkraft ein „Flut-Brot“, von dessen Erlös je ein Euro als Hilfe an die von der Flutkatastrophe betroffenen Bäckereien gespendet wird.
Die Leute in Ahrweiler waren unendlich dankbar für die Hilfe, die sie durch das Kontingent erhalten haben. Das Leid vor Ort ist unsagbar groß, die Menschen dort stehen vor den Trümmern ihres Lebens, sie stehen vor dem Nichts. Alle Bilder und Videos von dort zeigen nicht im Ansatz, wie schlimm die Situation tatsächlich ist. In einigen Ecken hat es 5 Tage gedauert, bis Hilfe ankam, und das in einem Land wie Deutschland. Jede noch so kleine Hilfe ist mit Gold nicht aufzuwiegen.
Der Markt Mömbris bedankt sich bei allen ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männern für den engagierten Einsatz!